Kevelaerwallfahrt

Die jährliche Kevelaer Wallfahrt der St. Seb. Bruderschaften des Kirchenspiels Nettesheim
Seit Generationen (und hier verliert sich die Spur vor dem ersten Weltkrieg) fährt die Bruderschaft Nettesheim mit Ihren Sektionen Nettesheim Butzheim, Frixheim und früher auch Anstel einmal im Jahr zu einer Wallfahrt nach Kevelaer zur Gnadenkapelle mit dem Gnadenbild Mariens der „Trösterin der Betrübten“. Früher fuhr man mit der Bahn und nahm Brote und Limonade als Tagesverpflegung mit die man, nach Bestellung einer Tasse Kaffee, auch in einem Lokal verspeisen durfte. Heute wird mit bequemen Reisebussen gefahren und nach der Messe ein Mittagtisch in einem der vielen Pilgerlokale bestellt.

Aber immer noch machen sich die Menschen und vor allem die Schützen aus unseren Dörfern rund um St. Martinus Nettesheim auf um zur Mutter Gottes nach Kevelaer zu pilgern und dort zu beten. Am zweiten Wochenende im Oktober, nach einer schönen und erfüllten Schützenfestsaison (das letzte Schützenfest findet in Gohr Broich Ende September bzw. Anfang Oktober statt) gilt es dem Herrgott und der Mutter Gottes zu danken für all das Gute und Schöne, dass einem im letzten Jahr wiederfahren ist und für das eigene Wohl und das Wohl seiner Lieben zu bitten.

Und auch der Ablauf der Pilgerfahrt ist seit Jahrzehnten gleich. Schon früh morgens um 8.00 Uhr fahren die Busse in Frixheim und Nettesheim los um gegen 9.00 Uhr in Kevelaer anzukommen. Kaum ist der Bus auf der Autobahn wird gebetet und Marienlieder gesungen um sich auf die Wallfahrt einzustimmen. Bei der Ankunft in Kevelaer enden die Gebete traditionell mit der Heiligenlitanei.

Dann geht’s zur Messe ins Klarissenkloster. Einige Jahre nachdem unser langjähriger Pastor Brendgen verstorben war übernahm Pater Kamps aus Knechtsteden bis heute den geistlichen Beistand bei der Schützenwallfahrt.

Nach der Messe ist Freizeit bis zum Kreuzweg. Diese wird zumeist für den Einkauf einiger Andachtsgegenstände und ein gutes Mittagessen genutzt. Die Kinder finden Gelegenheit ihr Taschengeld in einem der Spielzeugläden auszugeben.

Um 14.00 Uhr trifft man sich zum Kreuzweg. Dieser wunderschöne Kreuzweg mit seinen unterschiedlichen Kapellen an den 14 Stationen liegt sehr idyllisch in einem Park. Nach einem Schlusswort von Pater Kamps wird die verbliebene Zeit genutzt um noch einmal durch die Läden der Innenstadt mit ihren Buchhandlungen und Devotionalienläden zu streifen, um eine Tasse Kaffee und eine Stück Kuchen zu genießen oder ein Stück traditionellen Kevelaerer Honigkuchen zu erstehen.

Die Messdiener wurden früher von Pastor Brendgen in die beste Eisdiele am Platze eingeladen und es gab Eis, bis der Bauch weh tat. Diese alte Tradition wird auch heut noch von Bernward Zündorf fortgeführt, der die Mesdiener betreut und seit vielen Jahren zusammen mit Mathias Schlömer für die Wallfahrt mit viel Sachverstand die Gebete aussucht

Zum Abschluss der Wallfahrt treffen sich die Beter an der Gnadenkapelle mit der Madonnenstatue und beschließen mit Gesang und Gebet die diesjährige Wallfahrt und ziehen gemeinsam zum Bus.

Nach der Ankunft in der Heimat gegen 18.00 Uhr werden in der Pfarrkirche St. Martinus in Nettesheim die Devotionalien gesegnet und der eucharistische Segen erteilt und traditionell die Wallfahrt mit dem Tantum ergo Sacramentum beschlossen.

Post Scriptum:

Bei einem Eisenbahnunfall am 5. September 1937 entgleiste ein mit Pilgern auf dem Weg nach Kevelaer besetzter Sonderzug auf der Bahnstrecke Düren–Neuss bei Holzheim.

Auf dem Bahnhof von Rommerskirchen hatten sich an diesem Morgen ca. 800 Pilger aus Rommerskirchen versammelt, um mit einem Sonderzug der Deutschen Reichsbahn nach Kevelaer zu fahren und dort die Gnadenkapelle zu besuchen.

In der nördlichen Ausfahrt des Bahnhofs Holzheim entgleiste der Zug auf Grund von Arbeiten am Gleisbett. 18 Menschen starben!

 

von Günther Neukirchen