Fronleichnam und die Bruderschaft

 Am 60. Tag nach Ostern – am zweiten Donnerstag nach Pfingsten – feiern die Katholiken Fronleichnam, das „Fest des heiligsten Leibes und Blutes Christi“.

Als gewandelte Hostie steht Christus als Brot des Lebens, („Das ist mein Leib“) im Mittelpunkt der prächtigen Fronleichnamsprozessionen. Er wird in Form der Hostie in der Monstranz, geschützt durch den „Himmel“ durch unsere Dörfer und Fluren getragen.

Die Anregung zu Schaffung dieses Festes geht auf eine Vision der heiligen Juliana von Lüttich, einer Augustinerchorfrau, im Jahre 1209 zurück. 1264 wurde das Fest dann von Papst Urban IV. zum Fest der Gesamtkirche erhoben. In Köln wurde das Fest erstmals 1279 mit einer Prozession begangen. Die Schaffung dieses Festes fällt also genau in die Zeit der Gründung unserer Bruderschaft (erste urkundliche Erwähnung 1296)

Die Bezeichnung Fronleichnam leitet sich vom mittelhochdeutschen ab. „fron“ steht für „Herr“ und „lichnam“ für „Leib“. Der Leib des Herren!

Fronleichnam ist seit alters her ein Hochfest unserer Bruderschaft. Und so ist es nicht verwunderlich, dass in alten Zeiten zunächst auf Pfingsten dann auf Fronleichnam der König ausgeschossen wurde. Damit ist Fronleichnam der ideale Termin um den König der Könige unserer drei Bruderschaft zu ermitteln.

Nach dem traditionellen Ablauf beginnt das Fronleichnamsfest um 9.00 Uhr mit einer Aussendungsmesse in unserer Pfarrkirche St. Martinus Nettesheim. Anschließend wird der Herr in Gestalt der Hostie in der Monstranz in prunkvollem Zug durch die Straßen und Felder getragen. Die Wege sind mit Prozessionsfähnchen und die Häuser mit Hausaltärchen geschmückt. Vor den Segensstationen legen die Schützen nach altem Brauch zu Ehren des Allerheiligsten Teppiche aus gefärbtem Sägemehl.

Der Prozession voran, gehen die Obristen des Kirchenspiels. Dann folgen die Messdiener und die Schützen in Uniform mit ihren Fahnen und die Blaskapelle. Pastor mit der Monstranz unter dem „Himmel“ geht den Gläubigen voraus. In alten Zeiten gingen die Männer voraus und die Frauen und Kinder schloßen sich dem festlichen Zug an. An vier Segenstationen singt der Kirchenchor, es wird Lesung und Fürbitten gehalten und es erfolgt der eucharistische Segen. Die Prozession endet in der Pfarrkirche traditionell mit dem Tantum ergo Sacramentum.

Beim anschließenden „Bruderbier“ zum Pfarrfest erhält jeder Schütze der an der Fronleichnamsprozession in Uniform teilgenommen hat drei Bier um sich nach der anstrengenden Prozession zu stärken.

Der Nachfolger von Ortspastor Brendgen, Monsignore Freericks, wollte auf Grund des zukünftigen Priestermangels im gesamten Pfarrverband Gillbach nur noch eine Fronleichnamsprozession in Rommerskirchen abhalten.

Daraufhin machten sich die Bruderschaften auf Initiative von Nettesheim-Butzheim auf Fronleichnam an der Gillbach zu erhalten.

Nachdem die Anwohner des Prozessionsweges immer wenige Fähnchen aufstellten schafften die Bruderschaften Prozessionsfähnchen an um den Schmuck des Weges zu übernehmen. Pater Kamps aus dem nahe gelegenen Kloster Knechtsteden konnte gewonnen werden um die Prozession zu übernehmen. Der alte Brauch den Prozessionsweg mit Sägemehlteppichen zu schmücken wurde um das Jahr 2000 zunächst von Nettesheim Butzheim und später auch von Frixheim und Anstel wieder aufgenommen. Für den Kirchturm wurden neue Fahnenhalter gebaut und installiert und lange gelb/weiße Fahnen angeschafft um wie in vergangenen Zeiten auch den Kirchturm gebührend schmücken zu können.

Damit die Prozession wie früher wieder durch alle Ortschaften des Kirchenspiels Nettesheim führte wurde auch die Segensstation am frisch renovierten Kapellchen an der Landstraße wieder in den Weg integriert.

So konnte die Fronleichnamsprozession in unseren Ortschaften eine kleine Renaissance erleben. 2010 zählten wir an der Kapelle an der Landstraße in Butzheim über 300 Beter!

Nachdem Butzheim seine Kapelle renoviert hatte schlossen sich Frixheim mit ihrer Kapelle und dann auch Anstel mit dem Kreuz an der Landstraße an.

Unter dem Druck der Kreispolizei wurde das Kapellchen an der Landstraße in Butzheim und auch das Hochkreuz in Anstel wieder vom Prozessionsweg gestrichen. Nachdem in Anstel einige Jahre am frisch renovierten Kreuz an der Landstraße gebetet wurde ist dort nun eine Segensstation auf dem Bruderschaftsplatz vor der Wasserburg eingerichtet worden.

Trotz aller Bemühungen nimmt die Anzahl der Beter und auch das Engagement der Anwohner kontinuierlich ab. Im neuen Pastor des Pfarrverbandes Grevenbroich Gillbach Pfr. Dr. Meik Schirpenbach haben wir jedoch wieder einen Unterstützer unserer Prozession erhalten.

Möge die Prozession gesegnet sein und noch lange mit vielen Betern und unter großer Anteilnahme der Anwohner stattfinden können!

© G. Neukirchen